Jeder Surfer im Internet ruft beim Besuch einer Webseite mindestens eine IP-Adresse auf. "IP" ist die Abkürzung für Internet Protokoll Adresse. Sie ist eine eindeutige Zuordnung einer Reihe von Zahlen zu einem technischen Gerät. Jeder Computer hat heutzutage eine, die meisten Handys ebenfalls und manche Fernseher, Kühlschränke und Mikrowellen ebenso.
Und damit beginnt auch das Problem: das ursprüngliche Internet Protokoll, welches jeglichen Datenverkehr im Internet leitet und lenkt, ist nur für eine begrenze Anzahl von IP-Adresse konzipiert. Der festgelegte Aufbau dieser Adressen sowie aus rechtlichen und organisatorischen Gründen vorgenommene Einschränkungen lassen weltweit höchstens 4.294.967.296 eindeutige IP-Adressen zu. Und diese Zahl ist dank vieler neuer Handys, Kühlschränke und Fernseher mit Internetanschluss erreicht. Was das für Folgen haben könnte erfahren Sie in diesem Fachbeitrag.
Letzte Aktualisierung: 09.12.2011
Eine IP-Adresse ist eine aus immer genau 4 Zahlenkolonnen bestehende Reihe von Zahlen. Jede der Zahlenkolonnen kann einen Wert zwischen 0 und 255 annehmen. Sie kann somit Werte zwischen 0.0.0.0 und 255.255.255.255 annehmen. Das sieht dann z.B. so aus:
213.179.70.7
Sie ist die einem technischen Netzwerkgerät zugeordnete eindeutige Identifikationsnummer. So etwas wie eine postalische Adresse mit Straße, Hausnummer, Postleitzahl und Stadtname. Über diese Adresse kann ein Gerät eindeutig identifiziert werden. Diese Identifizierung ist notwendig damit Datenpakete die an das Gerät geschickt werden, auch bei diesem ankommen.
Sehr viele Geräte verfügen nur über temporäre IP-Adressen. Ein DSL-Modem, welches den Zugriff auf das Internet für eine Wohnung bereitstellt, erhält bspw. bei jedem Anschalten des Gerätes eine neue IP-Adresse zugewiesen. Diese ist aber solange eindeutig im Internet wie das Modem an und somit online ist.
Als normaler Internetsurfer werden Sie so gut wie nie mit einer IP-Adresse konfrontiert. Die IP-Adressen arbeiten im Hintergrund, sind aber essentiell damit Sie z.B. diese Webseite hier aufrufen können. Auch Sie nutzen momentan eine IP-Adresse um auf diese Webseite zuzugreifen. Besuchen Sie bspw. www.wieistmeineip.de um Ihre aktuelle IP zu erfahren.
Im Internet ist die Organisation IANA (Internet Assigned Numbers Authority) für die weltweite Vergabe von IP-Adressen zuständig. Diese hat bereits kurz nach der Übernahme des 1981 entwickelten Internet Protokolls im Jahr 1983 die verfügbaren Adressen für die Vergabe regional, funktional und technisch aufgeteilt. Die meisten Adressen werden direkt an die Internetprovider weitergegeben. Diese stellen z.B. Ihnen und den meisten anderen Internetsurfern einen Zugang zum Internet zur Verfügung, wodurch Sie Ihre IP-Adressen bekommen. Daneben erhalten natürlich auch Internetdienstler für die Bereitstellung von Servern und anderer Technik IP-Adressen zugewiesen. In der Regel erfolgt die Vergabe grob nach Kontinent- und Landesgrenzen. Jeder erhält ein Paket von Adressen die er wiederum an andere Unternehmen weiterverkaufen kann. So erhalten letztlich auch die Server, auf denen die Webseiten liegen die Sie als Internetsurfer aufrufen, auch eine IP-Adresse.
Bei der Einrichtung der IP-Adressen wurden bestimmte Bereiche speziellen Aufgaben zugedacht. Der Aufruf des eigenen, lokalen Computers kann beispielsweise über die IP 127.0.0.1 erfolgen. Andere Bereiche sind innerhalb des RFC1918 für private und Unternehmensnetzwerke reserviert (10.x.x.x bzw. 192.168.x.x). Einzelne Adressen sind auch für die Internetstruktur essentiell, bspw. die Broadcast-Adresse 255.255.255.255.
Daraus ergibt sich, dass aus dem gesamten Adresspool der weltweit zur Verfügung steht einzelne Adressen nicht genutzt werden können und die meisten Adressen bereits vergeben sind. Irgendwann (genauer gesagt im Jahr 2011) werden die Adressen ausgeschöpft sein. Einige Monate nach diesem Zeitpunkt könnte sich kein weiterer Computer mit dem Internet verbinden, die Anzahl der aktiven Internetgeräte wäre auf 4.294.967.296 beschränkt.
Bereits 1995 machte man sich auf Grund der damals schon rasanten Internetentwicklung Gedanken über eine Weiterentwicklung der Internet Protokoll Adressen. Daraus entwickelte sich innerhalb von 3 Jahren das IPv6-Protokoll. Dieses neue Internet Protokoll stellt eine Vervielfachung des Adresspools zur Verfügung. Theoretisch könnten dann rund 340 Sextillionen Geräte eine IP-Adresse erhalten. Das dürfte für "einige Jahre" reichen.
Interneterfahrene Techniker müssen sich jedoch an einen neuen Aufbau der IP-Adresse gewöhnen und diesen auch in ihren Programmierungen berücksichtigen. Eine IPv6-Adresse sieht bspw. so aus:
2001:0db8:85a3:08d3:1319:8a2e:0370:7344
Im Unterschied zu IPv4-Adressen erfolgt die Notation hexadezimal. Die letzten Zeichen dieses Zeichensalats bilden die eindeutige Identifzierung eines Gerätes. Alle Zeichen davor sind dagegen Providerkennungen die wiederum die eindeutige Adressierung, auch eine regionale Eingrenzung, ermöglichen.
Somit kann ein Gerät auch mehrere nahezu identische IP-Adressen haben, diese unterscheiden sich jedoch lediglich in der Providerkennung. So könnte man z.B. zu hause mehrere DSL-Anbieter parallel nutzen.
Doch mit der Entwicklung des Protokolls begann auch das nächste Problem. Das Internet ist gewachsen. Es besteht aus Millionen und Abermillionen Computern die alle untereinander vernetzt sind und somit eine einheitliche Sprache sprechen sollten. Das IPv6-Protokoll wäre wie ein Fremdkörper, jemand der eine andere Sprache spricht. Das Internet benötigt also zunächst einen Dolmetscher um zwischen IPv4- und IPv6-Adressen kommunizieren zu können. Auch dieses Problem konnte durch Routing-Varianten gelöst werden, die einen fließenden Übergang ermöglichen sollten.
Das nächste Problem ist seither jedoch die technische Umsetzung des IPv6-Protokolls. Viele immernoch im Einsatz befindliche Betriebssysteme kennen bis heute keine IPv6-Adressen. Sie können aus Kosten- und auch rein praktischen Gründen nicht einfach ausgetauscht werden. Unternehmen müssten viel Geld investieren um den technischen Stand ihrer Technik rundum zu erneuern.
Hinzu kommt die Trägheit der Internetprovider selbst. Deren Hauptgeschäft ist die Bereitstellung von Internetzugängen. Dieses funktioniert seit Jahren tadellos. Wieso sollten sie nun also Geld investieren um die eigene Technik umzustellen? Und vor allem: wie erklärt man den damit verbundenen Aufwand und die Kosten den eigenen Kunden?
Zumindest ist die Technik selbst bereits soweit, dass sie IPv6 grundsätzlich unterstützt. Auch das CMS VIO.Matrix bildet hier keine Ausnahme.
Viele der Server auf denen das CMS VIO.Matrix im Einsatz ist, verfügen bisher über keine eigene IPv6-Adresse. Das dies irgendwann (vor allem für neue Server) nötig sein wird steht außer Frage. Die Technik ist bereits seit Jahren soweit, nur der Mensch nicht.
IPv6 wird das Internet zu neuen Horizonten aufstoßen lassen. Doch wiedermal ist es der Mensch der sich selbst dabei behindert. Die technischen Möglichkeiten sind da - sie müssen nur genutzt werden.